Mit Focusing auf die Sprache des Körpers hören

Ein behutsamer Weg zu mehr Klarheit und Selbstmitgefühl

Manchmal meldet sich der Körper zuerst: ein unklares Ziehen im Bauch, Spannungskopfschmerzen, Schwere in der Brust. In den 1950er- und 1960er-Jahren beobachtete der amerikanische Psychotherapeut Eugene Gendlin, dass genau solche körperlichen Wahrnehmungen – der sogenannte „felt sense“ – in der Therapie oft zum Durchbruch führten. Aus seinen Forschungen entstand Focusing, eine Methode, die den körperlichen Empfindungen Ausdruck verleiht und damit Einsicht und Wandel ermöglicht. Heute hat Focusing vielerorts Einzug in Therapie, Coaching und Achtsamkeitspraxis gefunden.

Was ist Focusing?

Focusing ist ein achtsamer, meist sechsstufiger Vorgang: Sie schaffen inneren Raum, nehmen die undeutliche Körpersensation wahr und finden ein treffendes Wort oder Bild dafür. Dieses stimmen Sie dann mit dem Körper ab, fragen behutsam in sich hinein und empfangen, was sich löst. Die innere Haltung dabei ist neugierig und nicht wertend. Eine Focusing-Begleiterin oder ein Focusing-Begleiter kann dabei unterstützen, doch viele Übungen lassen sich auch allein üben. Denn Geduld und liebevolle Neugierde sind beim Focusing wichtiger als Technik.

Welche positiven Effekte hat Focusing?

Eine positive Wirkung auf das Wohlbefinden zeigt sich insbesondere auf psychischer Ebene. Focusing-Praktizierende berichten von größerer emotionaler Klarheit, mehr innerer Ruhe und stärkerem Selbstmitgefühl. Forschung und Fallstudien zeigen, dass Focusing die Selbstregulation, Problemlösungsfähigkeit und Emotionsverarbeitung fördert. Damit stellt es eine wertvolle Ergänzung in der Psychotherapie, in Coachings und Achtsamkeitstrainings dar. Bitte berücksichtigen Sie dabei, dass Focusing keine medizinische Behandlung bei schweren psychischen Erkrankungen ersetzt. Sehr wohl bietet es aber einen sanften Zugang zur eigenen Körperweisheit und kann dabei helfen, die nächsten Schritte klarer vor sich zu sehen.